Mittwoch, 25. April 2012

Barmer GEK fordert Überprüfung bei Zahnarztrechnungen


Die erste GKV meldet sich jetzt zu Wort, und fordert Überprüfungsmaßnahmen bei Zahnärzten.
Barmer GEK will Zahnarztrechnungen überprüfen können


Die mit rund 8,7 Millionen Versicherten größte deutsche Krankenkasse, die Barmer GEK, fordert volle Transparenz bei den Abrechnungen von Zahnärzten. Zugleich will die Kasse ein Verhandlungsmandat über die Höchstsätze der nach der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) privat abgerechneten Leistungen. Die Barmer GEK erhob die Forderungen im Zusammenhang mit der Präsentation des Zahnreports 2012, der gravierende Mängel bei der Prophylaxe bei Kindern bis zum sechsten Lebensjahr aufzeigt.
Dr. Rolf-Ulrich Schlenker (Bild: Brüss)
Dr. Rolf-Ulrich Schlenker (Bild: Brüss)
Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, sagte bei der Vorstellung des aktuellen Zahnreports vor der Presse in Berlin: „Die Forderung nach routinemäßiger Überprüfung der gesamten Zahnarztrechnungen inklusive privat liquidiertem Teil durch die Kassen besteht zu Recht.“ Eine entsprechende Forderung hatte kürzlich der GKV-Spitzenverband erhoben.
Die Abrechnung nach der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) ist aus Schlenkers Sicht für die Patienten häufig alles andere als transparent. Deshalb sollte es zu einer automatischen Zusendung der Abrechnungen kommen. Derzeit biete man den Versicherten einen Prüf- und Beratungsservice an, der zunehmend nachgefragt werde.
Die Ausgaben der GKV für die zahnärztliche Behandlung habe im Jahr 2011 bei knapp zwölf Milliarden Euro gelegen, sagte Schlenker weiter. Die Privatabrechnungen der Zahnärzte lägen bereits über diesem Betrag. Es sei eine bedenkliche Entwicklung, wenn die GKV über Festzuschüsse nur noch für 25 Prozent der Leistungen eintrete und der Patient zu 75 Prozent. „Der Patient ist nicht teilbar.“

Patienten müssen vor Überforderung geschützt werden

Der Patient könne nicht in einen abgesicherten Kassenpatienten und frei schwebenden Privatpatienten dividiert werden, sagte Schlenker. „Dass wir in dieser Situation unsere Versicherten vor drohender finanzieller Überforderung schützen, liegt im Interesse des Patienten- und Verbraucherschutzes.“
Deshalb sei auch die Forderung nach einem Verhandlungsmandat für die Höchstsätze der GOZ berechtigt. Der Verwaltungsrat des GKV-Spitzenverbands hatte kürzlich ein entsprechendes Positionspapier beschlossen.
Dass wir in dieser Situation unsere Versicherten vor drohender finanzieller Überforderung schützen, liegt im Interesse des Patienten- und Verbraucherschutzes.
Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, stellvertretender Barmer GEK-Vorstandsvorsitzender
Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) wies die Forderungen der gesetzlichen Krankenkassen als absurd zurück. Die Krankenkassen hätten ihre Leistungen über die Jahre hinweg immer weiter zurückgefahren. „Jetzt wolle sie ihre Leistungsschwäche kompensieren, indem sie Behandlungen kontrollieren, die sie gar nicht bezahlen.“
Professor Dr. Thomas Schäfer (Bild: Brüss)
Professor Dr. Thomas Schäfer (Bild: Brüss)
Ein Verhandlungsmandat über die GOZ strebt auch die private Krankenversicherung (PKV) an (VersicherungsJournal 22.9.2011). Deutlich über zwölf Millionen Menschen haben bei der PKV eine Zahnzusatzversicherung abgeschlossen.

Zahnreport vorgestellt

Der aktuelle Barmer GEK Zahnreport 2012 wurde von dem Wissenschaftler Professor Dr. Thomas Schäfer vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystem-Forderung (Iseg) vorgestellt, der gleichzeitig auch Verfasser des Reports ist.
Die Untersuchung basiert auf den Ergebnissen versicherten-, leistungs- und zahnbezogener
Auswertungen von Routinedaten des Jahres 2010 der 8,7 Millionen Barmer GEK-Versicherten.

Nur wenige Kleinkinder bei Früherkennung

Der Zahnreport zeigt, dass die Prophylaxe bei Kleinkindern (30. bis 73. Lebensmonat) nur von 31,5 Prozent der betroffenen Altersgruppe wahrgenommen wird, erklärte Schäfer.
Frühvorsorge von Voschulkindern (Quelle: Barmer GEK Zahnreport 2012)
Gerade die Früherennungs-Untersuchungen lieferten auch Indizien darüber, ob Kleinkinder vernachlässigt würden. Deshalb sei es wichtig, dass jeder Arzt einem Kleinkind einmal in den Mund schaue, sagte Schäfer. Zudem müsse es mehr Gruppenuntersuchungen in Kindergärten und Kindertagestätten geben.
Über die gesamte Bevölkerung hinweg betrachtet suchen 70,3 Prozent einen Zahnarzt wenigstens einmal im Jahr auf. Dass rund 30 Prozent überhaupt keinen Zahnarztkontakt hätten, sei aber bedenklich, sagte Schlenker. Frauen suchen häufiger einen Zahnarzt (73,9 Prozent) auf als Männer (66,6 Prozent).
Basisdaten zur vertragszahnärztlichen Versorgung (Quelle: Barmer GEK Zahnreport 2012)
Die Menschen in den neuen Bundesländern gehen häufiger zum Zahnarzt (77 Prozent) als die in den alten (69 Prozent). Sachsen und Thüringen führen die Rangfolge an. Das Saarland bildet das Schlusslicht




Quelle: versicheurngsjournal

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