Montag, 14. Mai 2012

Vorsorgelücken bei Kindern. Umfrageergebnis


Eltern ahnen Vorsorgelücken ihrer Kinder kaum

Nicht nur bei der Vorsorge gegen Altersarmut oder den Pflegefall existieren hierzulande erhebliche Lücken. Die gibt es auch schon bei der finanziellen Absicherung der ganz Kleinen gegen die Wechselfälle des Lebens. Anders als bei der Altersvorsorge ahnen viele Eltern gar nichts von diesem gefährlichen Defizit. Das zeigt eine Studie der Allianz Deutschland und der Zeitschrift „Eltern“.

Wenn es um ihren Nachwuchs geht, beschreibt sich die Hälfte der deutschen Eltern als mehr oder weniger ängstlich. Fast drei Viertel treibt beispielsweise die Sorge um, dass ihr Kind zu Tode kommen könnte, gut zwei Drittel fürchten einen schweren Unfall.
Dass alle Steckdosen gesichert sein müssen, ist laut einer von der Allianz Deutschland AG gemeinsam mit der Zeitschrift „Eltern“ in Auftrag gegebenen Umfrage bei 1.000 Müttern und Vätern von Kindern unter vier Jahren daher für 94 Prozent eine schiere Selbstverständlichkeit. Fast gleiches gilt für den Helm, wenn die Sprösslinge mit dem Fahrrad unterwegs sind.

Allzu viel Vorsicht ist auch nicht gut

Marie-Luise Lewicki (Bild: Müller)
Marie-Luise Lewicki (Bild: Müller)
Erfahren Eltern, dass ein Spielzeug Schadstoffe enthält, werfen eigenen Angaben zufolge 55 Prozent es vorsichtshalber selbst dann weg, wenn gültige Grenzwerte nicht überschritten werden. Und die Hälfte stellt ihre Kinder auch schon bei einer nur ganz leicht erhöhten Temperatur sofort einem Arzt vor.
Soviel Vorsicht scheint der „Eltern“-Chefredakteurin Marie-Luise Lewicki inzwischen oft des Guten zu viel. „Wir müssen unseren Kindern auch negative Erfahrungen zugestehen“, zitierte sie bei der Vorstellung der Studie in München Professor Michael Schulte-Markwort von der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Uni-Klinikum Hamburg-Eppendorf.

Finanzielle Risiken zu wenig im Blick

Nur durch deren Bewältigung könnten sie nämlich wachsen, klärt der Wissenschaftler auf. Lerne ein Kind dagegen von klein auf, dass überall nur Gefahren lauern, nehme es die Welt in erster Linie als Bedrohung war – und nicht mehr als spannenden Erfahrungsraum.
Weit weniger achtsam zeigen sich Eltern dagegen bei der finanziellen Absicherung ihres Nachwuchses gegen die Wechselfälle des Lebens. Besonders dringlicher Nachholbedarf besteht offensichtlich bei Kinder-Invaliditätsversicherungen, schließt Severin Moser, Vorstand der Allianz Deutschland AG, aus der Studie.

Erheblicher Nachholbedarf in der Beratung

Severin Moser (Bild: Müller)
Severin Moser (Bild: Müller)
Gerade mal zwölf Prozent der Väter und Mütter haben solch eine Police für ihr Kind gekauft, die bei starken gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch eine schwere Erkrankung oder einen Unfall eine monatliche Rente zahlt. Eine reine Kinder-Unfallversicherung haben immerhin 31 Prozent.
Vielen Eltern ist einfach nicht bekannt, dass das Risiko einer schweren Erkrankung wie Diabetes oder Epilepsie bei Kindern statistisch viel höher ist als das eines Unfalls, stellt Moser dazu fest. Hier besteht daher offensichtlich auch für die Vertriebe der Versicherer noch ein erheblicher Nachholbedarf bei der Beratung.

Mehr Renten- als Ausbildungs-Versicherungen

Ähnliches gilt ebenso im Hinblick auf eine – auch von Verbraucherschützern dringend empfohlene – Risikolebens- und Berufsunfähigkeits-Versicherungen für die Ernährer einer Familie. Über die verfügen nur 35 beziehungsweise 28 Prozent, obwohl solch eine Police im Fall der Fälle wenigstens die finanziellen Folgen eines derartigen Schicksalsschlages mindert.
Dafür wurde aber von zwölf Prozent der Eltern bereits für ihr Kleinkind eine private Rentenversicherung abgeschlossen. Sieben Prozent der unter Vierjährigen besitzen der Studie zufolge erstaunlicherweise sogar schon eine eigene Kapital-Lebensversicherung.
Eine Ausbildungsversicherung besteht für Elf Prozent. Und 53 Prozent der Befragten räumen ein, über gar keine spezielle Versicherung für den eigenen Nachwuchs zu verfügen.

Nachwuchs fördert Nachfrage nach Privat-Haftpflichtpolicen

Wenigstens besitzen immerhin 89 Prozent eine Privat-Haftpflichtversicherung. Für 42 Prozent war, wie die von der Gesellschaft für Innovative Marktforschung GmbH durchgeführte Studie ermittelte, die Geburt des ersten Kindes der Auslöser, sich diesen Versicherungsschutz zu besorgen.
Gut genug versichert sind zumal Eltern mit Kleinkindern alleine damit aber noch lange nicht, mahnt Allianz-Vorstand Moser. Genau das glauben jedoch 72 Prozent der Befragten von sich.


Quelle: versicherungsjournal.de

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